Das Mineralwasser-Problem
Seit der Eröffnung unseres Tagungshauses sehen wir uns mit dem Problem konfrontiert, dass viele Gastgruppen gern Mineralwasser mit Kohlensäure konsumieren wollen.
Die meisten Gruppen reisen jedoch ohne Auto an und haben ein Transportproblem viele Getränkekisten ins Gästehaus zu transportieren. Zudem sind nur geringe Lagermöglichkeiten vorhanden und es gibt keinen Fahrstuhl um die Getränke bequem transportieren zu können. Oft bleiben nach der Abreise der Gruppe zahlreiche Wasserflaschen im Gästehaus stehen, die dann entsorgt oder zurückgebracht werden müssen.
In unserem Wasser-Lernpartnerschaftsprojekt erfuhren wir, das das Berliner Leitungswasser eine hervorragende Trinkwasserqualität aufweist und es keinen Grund gibt, dieses Wasser nicht zu konsumieren, zumal es direkt und bequem zu einem sehr sehr günstigen Preis verfügbar ist. Jedoch ist es nicht mit Kohlensäure versetzt.
Deshalb besorgten wir uns zunächst ein Wassersprudlergerät des Herstellers Soda Club für Haushalte. Jedoch traten nun zahlreiche Problem auf, die eine Nutzung des Systems schwierig und nicht zufriedenstellend machten:
- Es werden spezielle teure Trinkwasserflaschen zum „Sprudeln“ benötigt
- Es ist schwer, den hygienisch einwandfreien Zustand des Flaschen zu gewährleisten
- Die CO2-Zylinder des Geräts reichen nur für eine geringe Menge Wasser (ca. 40l)
- Der Preis für die CO2-Zylinder ist mit 7-8€ pro Stück relativ hoch.
- Alle verfügbaren preisgünstigen Heim-Sprudler werden von der israelischen Firma „Sodastream“* angeboten. Diese sehen wir aufgrund ihrer umstrittenen Produktion in den besetzten palästinensischen Gebieten kritisch.
Die Alternativen
Für unsere Recherche nach einem alternativen System setzten wir folgende Kriterien an:
- Keine Verwendung teurer Spezialzylinder und Flaschen von Monopolherstellern
- Einfache Nutzung und hohe Produktionskapazität
- Preisgünstig
- Einfach in Wartung und sicher in Hygiene
- Gute Produktionsbedingungen
- Ein Wasserverbrauch von ca. 1500l/Jahr
Unsere Recherche ergab, das professionelle Systemanbieter ihre Geräte für die öffentliche Nutzung meist vermieten und einen Wartungs- und Pflegevertrag abschließen. Dieser schlägt meist mit monatlichen Kosten von 80-100€ zu Buche. Zudem werden aufwändige Kaufsystem angeboten, die meist weit über 1000€ kosten.
Doch nach einigen Recherchen stießen wir auf das sehr interessante System der süddeutschen Firma Aquatechnik Peter Röhl und Partner. Auf ihrer Internetseite bietet die Firma zwei ebenso einfache wie geniale und kostensparende Sprudler-Systeme an.
Die Vorteile
- Das System arbeitet sowohl mit den Heimsprudler-CO2-Zylindern als auch mit gewerblich angebotenen und viel günstigeren CO2-Pfandflaschen
- Mittels eines Eckventil-Adapters kann das System an normale Gewerbe-CO2-Pfandflaschen angeschlossen werden.
- Für das System werden herkömmliche PVC-Mineralwasserflaschen benutzt
- Das System ist sehr hygienisch, da das Wasser nicht in Kontakt mit dem Gerät kommt.
- Die verwendeten Spezialdeckel für die Flaschen sind in der Spülmaschine reinigbar und können preisgünstig nachgekauft werden.
Auf http://storyofstuff.org ist ein kleiner informativer Film zum Mineralwasser-Problem zu finden.
Preiskalkulation für unsere Nutzung
Ökologische Folgen des Mineralwassertransports
Die ökologischen Kosten des Mineralwassertransports hängen zentral vom Konsumverhalten ab. Wichtig ist neben der Wahl des Herstellungsortes auch der Typ der Getränkeflasche.
Wer in Berlin Wasser der Marke „Spreequell“ oder „Bad Liebenwerda“ kauft, bekommt das Wasser aus dem südlichen Brandenburg (Bad Liebenwerda) geliefert. Die Kisten werden mit LKWs transportiert. Durchschnittlich wird dazu eine Strecke von 120 bis 150km zurückgelegt. Der Durchschnittsverbrauch an Mineralwasser pro Kopf in Deutschland lag 2013 bei 140,2 Litern. Mehrwegflaschen sind die umweltfreundlichste Variante der Getränkeverpackung (wie eine Studie des Umweltbundesamts belegt hat), denn sie benötigen für 1000 Liter Wasser nur 15 Kilogramm Material im Vergleich zu 35 Kilogramm für ein Einweg-Flasche und spart zudem 40% Kohlenstoffdioxid (CO2) ein. Auch der Wasserverbrauch liegt nach einer Studie** des Gerolsteiner-Konzerns bei PET-Mehrweg-Flaschen bei nur 1/3 dessen von Mehrweg-Glasflaschen.
Pro Berliner Konsumenten des Bad Liebenwerdaer Mineralwassers werden somit durchschnittlich 3,43 kg CO² Ausstoß durch den Transport des Wasser zum Supermarkt produziert. Wird das Wasser nun noch per PKW vom Supermarkt zum Wohnort transportiert muss dies ebenfalls einbezogen werden. Bei etwa 120g/km CO2-Ausstoß des privaten PKW kann sich der CO-Ausstoß des Gesamttransports schnell fast verdreifachen. Wird Wasser in Glasflaschen gekauft, verdoppeln sich die CO² Emissionen für den Hersteller-Transport ungefähr. Wer dann noch z.B. zum in Bioläden verkauften „St. Leonhards Wasser“ aus dem Chiemgau greift, steigert den Transportweg und die Emissionen nochmal um den Faktor 4,5. Damit liegen die Gesamt-Emissionen des Transports 9-mal so hoch wie beim Spreequell-Wasser.transport
Eine Schweizer Studie, die 2006 die Umweltauswirkungen von Leitungswasser mit verschiedenen Mineralwassern verglich kam zu dem Ergebnis, das ab einem Liter durchschnittlichem Tageskonsum die Gesamt-Umweltbelastungen und auch die Kosten geringer sind bei der Verwendung von Leitungswasser. Die Treibhausgasemissionen des Leitungswasser lagen bei nur 20% gegenüber Mineralwasser.***
* Infos zur Kritik an Sodastream: www.theverge.com
** Quelle: „Ökobilanz für die leichte PET-Mehrwegflasche“, Prognos&IFEU Institut für Energie- und Umweltforschung GmbH, 03/1999
*** siehe gwa 3/2006: „Vergleich der Umweltbelastungen von Hahnenwasser und Mineralwasser“
** see: gwa, 3/2006: „Vergleich der Umweltbelastungen von Hahnenwasser und Mineralwasser“ on www.infrawatt.ch