Angestoßen durch das Ausprobieren eines Mikrovergasers auf dem Pödelwitzer Klimacamp  https://www.klimacamp-leipzigerland.de/ im vergangenen Jahr haben wir angefangen, im Freund*innenkreis über ganz alltagspraktische Dinge wie Kochen und ihre Konsequenzen für das Klima zu diskutieren und uns umzuschauen… So kam uns die Idee, dies ausweiten und erfahren zu wollen, wie Realitäten z.B. aussehen könnten von Leuten, deren Zugang ein ganz anderer Sein muss, als der unsere.

Einen Monat vor Workshopbeginn sprachen wir Menschen direkt in einer Beratungsstelle für geflüchtete und migrierte sowie vor einem Bioladen in der Nähe des Tagungshauses an. Bald hatten wir neun Teilnehmende erreicht, was unserer zuvor angedachten Gruppengröße entsprach.

Tatsächlich erschienen dann nur sieben der angemeldeten, was sich in der Kleingruppenarbeit jedoch durch uns ausgleichen ließ. Nach Warten und einer kurzen Einführung und  Kennenlernrunde mit Übersetzer*innenzuordnung (einige sprachen Arabisch, Französisch, Englisch oder Deutsch, die meisten mehreres davon) wurde die Gruppe nach sprachlicher Möglichkeit und inhaltlicher Sinnhaftigkeit in drei Dreiergruppen eingeteilt. Die meisten hatten gesammelte Konservendosen mitgebracht, nur wenige wurden noch eingekauft und der Inhalt (Früchte) zum Nachtisch verwendet. Den Nachmittag über bauten die Kleingruppen anhand von ausgeteilten Pänen die ersten Mikrovergaser, die dann auch schon am Abend zur Teebereitung im Park getestet wurden. Es stellte sich heraus, dass der durch Teamer*innen kompensierte Ausfall von Teilnehmenden tatsächlich ein Glücksfall war, der es uns erlaubte, die Gruppengespräche subtil in die gewünschte Richtung zu lenken. Gemeinsam wurde dann am Abend über Optimierungen der Mikrovergaser nachgedacht und der Tag reflektiert. Erreichtes Ziel war, zunächst über den in Kleinstgruppen organisierten Bau von Mikrovergasern in unmittelbar-privaten Austausch über Kochpraktiken und deren soziale und ökologische Rahmenbedingungen zu kommen, um dies am Folgetag in der Gesamtgruppe in einen globalen Kontext einzuordnen und zu reflektieren.

Die Entstehung des Mikrovergasers in Bildern…

 

 

Am zweiten Workshoptag wurden – in leicht veränderter Gruppenkonstellation – weitere Mikrovergaser gebaut, so dass am Ende alle einen hatten. Dazwischen gab es zwei Theorie-Inputs: Eine Übersicht zum Phänomen der globalen Erderwärmung inklusive Theorien zur Entstehung und Dynamik sowie eine Vorstellung des CO²-Fußabdrucks verschiedener Brennstoffe und eine grobe Einführung in soziale und ökologische Konsequenzen ihres Abbaus. Aus dem letzteren ergab sich einer ungeplante, aber willkommene Diskussion [wegen einseitiger Darstellungen aus Globaler-Norden-Perspektive].

Am dritten Tag machten wir eine Exkursion in den Wald bei Birkenwerder mit dem Ziel, den Persönlichen Austausch weiter zu fördern. Das „Waldmemory“ wurde eingesetzt, um spielerisch Wissen zu essbaren Wildpflanzen zu vermitteln und eine Beilage für das Mittagessen zu sammeln. Eine große „Waldläuferhütte“ wurde leider nicht fertig, da wir aufgrund eines Gewitters die Exkursion abbrechen mussten.

Am vierten Workshoptag fuhren wir auf Wunsch einzelner und gemeinsame Entscheidung der Gruppe hin nicht in den Wald, sondern gaben Raum zur Vorbereitung und Präsentation/Erzählung eigener, persönlicher Erlebnisse. So endete der Workshop früher als geplant (da die Berichte nicht tagesfüllend waren, es sich dann aber nicht mehr lohnte, vor der Abschlussauswertung noch aufzubrechen), jedoch zufriedenstellend für alle Beteiligten. Mehrere Menschen haben Adressen ausgetauscht, die sonst vermutlich nie miteinander geredet hätten, und Klimawandel ist absurder Weise zu etwas verbindendem geworden: Er geht uns alle an und alle haben etwas dazu zu sagen!

Bericht vom „Wir brennen gegen Klimawandel und Rassismus!“ – Workshop